Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland steigt weiter an โ auch in Leipzig. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg unter jungen Menschen. Am 11. September, dem โTag der Wohnungslosenโ, fand auf dem Nikolaikirchhof in Leipzig eine Veranstaltung unter dem Motto โFรผr Alle ein Dachโ statt, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft โRecht auf Wohnenโ. Diese Veranstaltung brachte Betroffene, Unterstรผtzer und interessierte Bรผrger zusammen, um auf die wachsende Herausforderung der Wohnungslosigkeit aufmerksam zu machen.
Engagierte Hilfe seit 1993
Die Arbeitsgemeinschaft โRecht auf Wohnenโ wurde 1993 gegrรผndet und vereint soziale Einrichtungen, die Stadtverwaltung sowie die Stadtratsfraktionen von Die Linke, Bรผndnis 90/Die Grรผnen und SPD. Gemeinsam setzen sie sich fรผr wohnungslose Menschen ein und organisieren jedes Jahr diese wichtige Veranstaltung. Dieses Jahr nahmen etwa 20 Organisationen der Wohnungslosenhilfe teil, darunter eine โKรผche fรผr Alleโ und eine โutopische Tafelโ, die nicht nur fรผr warme Mahlzeiten, sondern auch fรผr einen Austausch sorgten.
Sozialbรผrgermeisterin dankt fรผr Engagement
In ihrer Erรถffnungsrede betonte Sozialbรผrgermeisterin Dr. Martina Mรผnch die Bedeutung des Tages der Wohnungslosen und dankte den zahlreichen ehren- und hauptamtlich Engagierten: โDieser Tag soll helfen, eine Brรผcke zwischen der harten Realitรคt wohnungsloser Menschen und einer hoffnungsvolleren Zukunft zu bauen. Diese Brรผcke wird von Menschen wie Ihnen gebaut, die sich tรคglich unermรผdlich fรผr die Betroffenen einsetzen.โ
Hoffnung durch das Projekt โHousing Firstโ
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war das Projekt โHousing Firstโ, das in Leipzig unter dem Namen โEigene Wohnungโ lรคuft. Das Ziel dieses Projekts ist es, obdachlosen Menschen zunรคchst eine Wohnung mit einem regulรคren Mietvertrag zu verschaffen, bevor weitere Hilfen folgen. โHousing Firstโ hat sich bereits in anderen Lรคndern als erfolgreich erwiesen. Ab 2025 wird das Programm in Leipzig ausgebaut. Dafรผr stellt die Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) weitere 30 Wohnungen zur Verfรผgung. โBesonders Menschen mit komplexen Problemlagen bekommen so die Chance, in einem stabilen Umfeld wieder Fuร zu fassenโ, erklรคrte Mรผnch.
Wohnungslosigkeit bei jungen Menschen nimmt zu
Ein wachsendes Problem, das bei der Veranstaltung thematisiert wurde, ist die Wohnungslosigkeit unter jungen Menschen. Becky Wehle von machtlos e.V. erklรคrte, dass junge Betroffene oft unsichtbar bleiben, da sie bei Freunden oder in Gartenanlagen Unterschlupf finden. Dennoch sei die Lage alarmierend, da immer mehr junge Menschen aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes keinen bezahlbaren Wohnraum finden.
Susanne Ziebula vom Leipziger Jugendwohnen betonte ebenfalls, dass junge Menschen vermehrt mit Wohnungslosigkeit zu kรคmpfen haben: โ50 bis 60 Prozent der Bewerber bei unserem Projekt sind wohnungs- oder obdachlos. Das Problem hat in den letzten Jahren zugenommen.โ
Medizinische Versorgung von Wohnungslosen
Neben dem Mangel an Wohnraum stand auch die Gesundheitsversorgung im Fokus. Das Projekt UVO (umfeldnahe medizinische Versorgung fรผr Wohnungslosen) bietet kostenlose รคrztliche Sprechstunden und einen mobilen Service an. Malika Autorkhanova, Projektkoordinatorin von CABL e.V., erklรคrte: โWir fahren dreimal die Woche mit einem speziell ausgestatteten Bus zu Orten, an denen sich Wohnungslose aufhalten, und bieten medizinische Grundversorgung an. Unser Ziel ist es, diese Menschen wieder in die regulรคre Gesundheitsversorgung zu integrieren.โ
Die Herausforderung bleibt groร
Politische Vertreter wie Juliane Nagel (Die Linke) wiesen auf die steigenden Zahlen von Wohnungslosen hin: โDie Zahl der Wohnungslosen in Leipzig ist auf 945 gestiegen. Diese Entwicklung zeigt, dass wir mehr in Prรคvention investieren mรผssen.โ Nagel forderte eine bessere Gestaltung des Wohnungsmarktes und personelle Verstรคrkung in den Hilfesystemen, um den steigenden Bedarfen gerecht zu werden.
Trotz der wachsenden Herausforderungen bot der Tag der Wohnungslosen eine Plattform, um auf die schwierige Lage der Betroffenen aufmerksam zu machen und gleichzeitig Hoffnung zu geben, dass durch Initiativen wie โHousing Firstโ und verstรคrkte Unterstรผtzung die Situation langfristig verbessert werden kann.